BLICK HINTER DEN VORHANG.
Ein Interview mit Sven Krautwurst
Sven Krautwurst ist Tänzer in der Tanzcompagnie am Stadttheater Gießen. Und glücklicherweise konnten wir ihn für unsere Herbst/Winter Kampagne als Model gewinnen. Am Set blieb uns Zeit für ein kleines Interview, das wir hier gerne mit Ihnen teilen.
Was macht für Dich den Reiz des Tanzens aus?
Es ist meine Leidenschaft. Tanz fordert mich, erobert mich, lässt mich leiden und auch überglücklich sein. Er lässt mich politisch, kritisch oder verrückt sein. Ich kann sagen, Tanz ist mein Leben.
Woher kommt die Leidenschaft für Tanz?
Sie begann mit meiner ersten Stunde Tanzunterricht. Ich war knapp 15 Jahre alt, als in meiner Schule die Mädchen des Dorfeigenen Karnevalsvereins ein paar Jungs zur Unterstützung ihrer Truppe suchten. Alle Jungs aus meiner Klasse wollten gehen. Am Ende stand nur ich da, was mich anfangs ein wenig eingeschüchtert hat. Zum Glück hat mich die Trainerin an der Ecke warten sehen und mich zu ihr gerufen. Ich hatte meine erste Probe und mich sofort in den Tanz verliebt. Aus dieser Verliebtheit wurde ein leidenschaftliches Hobby und letztendlich mein Traumberuf.
Wann dachtest Du das erste Mal, „Das ist es, was ich machen will“?
Das war glaube ich mit ca. 20 Jahren, also knapp fünf Jahre später. Allerdings hat mir der Mut und auch der Glaube an mich selbst gefehlt um diesen Schritt zu wagen. Es dauerte letztendlich noch weitere sechs Jahre, bis ich mich getraut habe, mich bei einem Vortanzen für eine Tanzausbildung anzumelden.
Kannst Du Dir einen 9 to 5 Job vorstellen?
Nein. Schon vor meiner Zeit als Tänzer hatte ich in der Gastronomie als Serviceleiter keinen 9 to 5 Job. Und in meiner Berufsausbildung zum Heizungs- und Lüftungsbauer wurde mir klar, dass ich das nicht ewig machen würde. Jedoch war das Tanzen da noch in weiter Ferne. Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich als Tänzer festangestellt an einem Theater arbeiten werde, hätte ich ihn ausgelacht.
Was muss jemand mitbringen, der professionell tanzen will?
Ich denke man kann alles schaffen, wenn man hart genug dafür arbeitet. Aus Erfahrung sage ich aber, du musst es lieben und leben. Also Herz und Willensstärke!
Gab es Momente in Deiner Karriere, in denen Du ans aufhören dachtest?
Ja, die gab es. Die Zeit als Tänzer kann sehr begrenzt sein. Je nachdem wie fit der eigene Körper ist. Da ich für einen Tänzer sehr spät als Profi am Theater angefangen habe, ist es manchmal nicht einfach mit den jungen Kollegen mitzuhalten. Es kommt schnell ein Konkurrenzdenken auf. Zumindest war es bei mir so. Ich dachte, ich müsste aufhören, weil ich zu alt bin und somit nicht mehr mithalten kann.
Was hat Dich bewegt weiter zu machen?
Ich habe meine Einstellung geändert. Ich sehe meine jungen Kollegen nicht mehr als Konkurrenz. Eher versuche ich neues zu lernen. Die jungen bzw. neuen Tänzer kommen aus anderen Schulen, mit anderer Technik und Ausbildung. Ich lerne von ihnen und hoffe, dass sie auch von mir als erfahrenem Tänzer noch etwas für ihre Zukunft lernen können.
Zu wie vielen Prozent ist der Beruf harte Arbeit? Zu wie vielen Glück oder Zufall?
Für mich ist es 80 Prozent harte Arbeit, 15 Prozent Glück und 5 Prozent Zufall.
Was ist für Dich das Schönste an Deiner Kunst?
Ich kann sein was und wer ich bin. Ich kann Menschen mit meiner Kunst zum Lachen bringen, zum weinen, zum nachdenken. Ich kann politisch oder kindisch sein, humoristisch oder psycho. Ganz egal was oder wer oder wie, ich kann das Publikum für ein paar Augenblicke aus dem Alltag entführen und es mitnehmen in meine Welt. Ins Theater.
Wann war es für Dich ein perfekter Abend?
Sollte ich sagen, „das war ein perfekter Abend auf der Bühne“, wäre es der Moment für mich zurückzutreten. Denn ich glaube, wer denkt perfekt zu sein, hat aufgehört perfekt zu werden. Es geht immer besser. Jedoch war für mich, auch wenn es komisch klingt, jeder Abend auf der Bühne etwas Besonderes, denn kein Abend im Theater ist wie der andere.
Was treibt Dich an? Besser werden? Applaus? L’Art pour l’Art?
Mich stetig neu zu erfinden, andere Seiten an mir zu entdecken. Die Kunst mich zu verwandeln. Natürlich auch besser werden. Ganz egal ob technisch oder in der Präsenz.
Ist Erfolg ein Thema für Dich?
Klar ist er das. Streben wir nicht alle nach Erfolg im Leben?
Lebst Du Deinen Traum?
Ja!